„Brauchen genügend Tests für Kinder und Jugendliche“
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„Brauchen genügend Tests für Kinder und Jugendliche“

Anne Köhler, Vize-Präsidentin Jugend im Württembergischen Landessportbund (WLSB) und Vorsitzende der Württembergischen Sportjugend (WSJ) äußert sich im Interview zu Öffnungsszenarien im Sport.

 

Frau Köhler, sind Sie froh, dass es endlich ein Öffnungsszenario für den Sport in Sportvereinen gibt?

Grundsätzlich ja. Mit diesem Szenario haben die Sportvereine endlich eine planbare Perspektive, die wir im vergangenen Jahr mehrfach gefordert haben. Damals haben wir alle zwei Wochen eine neue Verordnung bekommen. Deshalb ist es jetzt gut, dass wir eine längerfristige Perspektive bekommen.

Ist das Szenario in drei Schritten für die Sportvereine umsetzbar?

Eigentlich gibt es für den Sport nur zwei Öffnungsstufen. Zunächst im Freien, später Indoor. Trotzdem sind die Vorgaben nicht so einfach umsetzbar und teils nicht ganz eindeutig. Bisher konnte der Sport im Freien bei einer Inzidenz unter 100 in Gruppen mit bis zu 20 Kindern bis zur Vollendung des 14. Lebensjahrs stattfinden – ohne Tests. Sport im Öffnungsschritt 2 ist aber grundsätzlich nur bei Vorlage eines Tests-, Impf- oder Genesesennachweises möglich. Also auch für Kinder unter 14 Jahren? Gilt dann die allgemeine Regel, nach der Kinder bis einschließlich fünf Jahren asymptomatisch als getestete Personen gelten und Kinder ab sechs Jahren getestet werden müssen? Bei den Kontaktbeschränkungen hingegen werden Kinder bis einschließlich 13 Jahren gar nicht mitgezählt. Das ist doch widersprüchlich. Und der Knackpunkt. Wie soll realisiert werden, dass jeder, der zum Sport kommt, einen tagesaktuellen, maximal 24 Stunden alten Test vorweisen kann? Hier bedarf es dringend einer Klarstellung seitens des Ministeriums. Eine Anfrage wurde bereits gestellt, die Antwort lässt jedoch noch auf sich warten. (Aufgrund neuer Erkenntnisse hinsichtlich der Testpflicht wurde dieser Abschnitt nachträglich angepasst / 26.05.2021)

Bislang war nur ein Test pro Woche kostenlos.

Dies stimmt nicht mehr. Nach einer Meldung der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg kann sich jeder Bürger sogar täglich testen lassen, wenn es genügend Testkapazitäten gibt. Trotzdem stellt sich die Frage: Was machen wir als Sportverein? Testen wir selbst vor Ort? Beschaffen wir als Sportverein die Tests und verkaufen sie zum Selbstkostenpreis? Aber wenn der Verein selbst testet, dann benötigt man eine komplette Schutzausrüstung. Deshalb kooperieren viele Sportvereine bereits mit Apotheken. Oder bemühen sich mit der Kommune, dass ein Schnelltestpavillon in der Nähe des Vereinsheims aufgestellt wird.

Das bedeutet einen enormen organisatorischen Aufwand.

Unsere Sportvereine haben schon viel Ausdauer bewiesen und Kreativität an den Tag gelegt. Das werden sie auch jetzt wieder tun. Aber es wird nicht leichter. Der Infektionsschutz steht zwar über allem, aber man darf den Vereinen nicht noch mehr Verantwortung übertragen, was die ganze Testerei betrifft. Denn alle haben das eine Ziel: Wir alle wollen uns wieder bewegen, wir wollen zur Gesunderhaltung beitragen, wir wollen gegen die Infektion ankämpfen. Es braucht aber praktikable Lösungen.

In der neuen Verordnung werden Kinder unter 14 Jahren explizit erwähnt, wie steht es um die Jugendlichen?

Schon vor der Bundesnotbremse war Sport für Kinder bis zum 14. Lebensjahr im Freien in Gruppen bis 20 Kinder möglich. Jetzt sind wir nicht mehr in der Notbremse, dann greift wiederum diese Regel.

In der Corona-Jugendverordnung sind Gruppen auch in geschlossenen Räumen bis zwölf Kinder erlaubt. Kann sich ein Sportverein darauf beziehen?

Diese Verordnung gilt nur für Kinder- und Jugendarbeit, bei der die Teilnehmer getestet sein müssen. Sportangebote, die in Sportstätten stattfinden, fallen unter die Sportverordnung. Und die Teilnehmer müssen nicht getestet sein.

Kinder im Kindergarten und in der Schule müssen auch getestet werden. Wie läuft es da ab?

Die Schulen übertragen die Verantwortung an die Eltern. Die testen zu Hause ihre Kinder und bescheinigen den negativen Test. Die Schule akzeptiert die Aussage der Eltern. Wenn das für die Schule gilt, dann müsste das auch für den Sportverein gelten. Für Kinder bis 14 Jahren haben wir kein Problem, aber für die Jugendlichen bis 18 Jahre, die im Moment auch noch nicht geimpft werden können, müsste eine Bescheinigung der Eltern möglich sein. Und diese Logik weitergedacht: dann müsste sich auch jeder Erwachsene selbst bescheinigen können, dass er sich mit einem Selbsttest getestet hat, obwohl es niemand gesehen hat. Damit gibt der Verein seine Verantwortung an seine Mitglieder weiter. Das ist im Moment die einzige handhabbare Lösung.

Können mit einem negativen Test wieder alle Sportarten betrieben werden?

Nein, denn mit diesem neuen Szenario gibt es immer noch keine Perspektive für Kontaktsport. Ab wann soll der wieder erlaubt sein?

 

Das Gespräch führte Klaus-Eckhard Jost

 

Offieller Partner des WLSB

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